Neukomposition zum Stummfilm "Romeo und Julia im Schnee" von Ernst Lubitsch für Ensemble
von Rudolphe Schacher
Leihmaterial
Besetzung: Schlagz. (2 Sp.), Klv., Cel., Str.
Dauer: ca. 42 min
Filmrechte: Bundesarchiv-Filmarchiv
In dieser vor Pointen sprühenden Groteske verlegt Regisseur Ernst Lubitsch das berühmte Shakespeare-Drama in den Schwarzwald und belebt die Geschichte um eine verbotene junge Liebe mit Karikaturen aus einem gleichnamigen Volksstück.
„Alles gerät hier ins Wanken und meint doch, jederzeit auf festem Boden zu stehen. Aus dem Gleichgewicht gerät eine Haltung, die wider alle Vernunft in festgefahrenen Konventionen ihre Sicherheit sucht. In einer Sequenz führt Lubitsch diesen schmerzhaften Lernprozess geradezu penibel vor; die von einem Fest heimkehrenden Gäste rutschen einer nach dem anderen auf ein und derselben abschüssigen Wegstelle aus; nur der Bauer Capulethofer ist schon vorher ausgeglitten und saust, gleichsam im freien Fall, auf seinem Hinterteil ins Tal. Lubitsch lässt die Geschichte von Romeo und Julia in einem winterlichen Alpendorf spielen; der ländliche Charakter dieser Szenerie gilt als Zeichen für eine intakte Welt, die im Einklang mit der Natur steht. Lubitsch hat sich einen Jux daraus gemacht, theatralische Elemente der Vorlage durch burleske Späße, durch den Mummenschanz der Kostümierung und durch übertriebene Gestik zu persiflieren. Mit Parallelmontagen, die nicht auf einen platten Kontrast der Charaktere, sondern auf eine ironische Auflösung ihrer Handlungsabsichten hinauslaufen, und mit einer Spielführung, in der die Körpersprache als zentrales Ausdrucks- und Verständigungsmittel gleichzeitig den Verfall verbaler Ausdrucksfähigkeit dokumentiert, entgeht Lubitsch dem Niveau von Plotten über die Beschränktheit ländlicher Verhaltensweisen. Dennoch scheint das Ganze nicht mehr als eine Fingerübung gewesen zu sein. In dem nach Art des Kammerspiels inszenierten Prolog zeigt sich ein anderes Talent. Winzige Nuancen des Mienenspiels des Richters und des Schreibers reichen aus, die satirische Skizze einer Gesellschaft zu zeichnen, in der die formale Gerichtsbarkeit nichts mehr zu tun hat mit der Idee von Gerechtigkeit. Aber mit der Weiterentwicklung dieser Geschichte wäre ein anderer – und gar nicht mehr so volkstümlicher Film entstanden.“ (Werner Sudendorf)
Der französisch-schweizerische Komponist und Pianist Rodolphe Schacher wurde 1973 in Paris geboren. Während seiner Studienlaufbahn erhielt er fünfmal den Premier Prix des Pariser Conservatoire. Besondere Beachtung genießt neben dem sinfonischen Schaffen das Komponieren von Kammer- und Filmmusik.
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